Bücher für Campingfans
2022-11-30Wintercamping mit dem Wohnwagen
2022-12-15DORDOGNE-PÉRIGORD
EINE PERLE IN SÜDWEST-FRANKREICH
Im Südwesten Frankreichs, kaum auf Landkarten zu finden, liegt das Département Dordogne im Norden der Region Nouvelle-Aquitaine. Mit den Namen, den historisch gewachsenen Gebieten und der neuen Region, die durch die Landreform vor einigen Jahren entstand, geht es für den unvorbereiteten Besucher ganz schnell etwas durcheinander. Aber dann ist es auch wieder ganz unkompliziert:
Die Dordogne ist zunächst ein Fluss. Sie entspringt aus den Quellflüsse Dore und Dogne im Zentralmassiv. Nach rund 480 km fliesst sie mit der Garonne zusammen und erreicht in der Nähe von Bordeaux unter dem Namen Gironde den Atlantik.
Unter anderem durchquert sie ein Gebiet, das heute ihren Namen trägt, das Département Dordogne. Das wiederum entspricht in seiner Fläche ungefähr der Landschaft des Périgord, früher eine eigene Provinz und heute in vier (touristische) Regionen aufgeteilt: Das grüne, weisse, schwarze und purpurne Périgord. Das Grüne liegt im hügeligen, waldreichen Norden der Region. Das Weisse bildet einen breiten, von West nach Ost verlaufenden Streifen durch das Zentrum mit der Hauptstadt Périgueux und bekam seinen Namen wegen der ausgedehnten Kalkplateaus, die beiderseits der fruchtbaren Flussniederung der Isle liegen. Das schwarze Périgord ist im Südosten mit der Stadt Sarlat-la-Canéda und hat dichte, dunkle Eichen- und Pinienwälder, die zum Namen beitragen. Das purpurnes Périgord im Südwesten um die Stadt Bergerac herum ist die Weinanbau-Region entlang der Hügel des Flusslaufs der Dordogne.
Dies sollte man wissen, denn die Einheimischen sprechen in der Regel über Dordogne, meinen aber eines der Périgord … oder ein Teil davon.
Diese Region erwartet uns mit idyllischen Landschaften und gefühlt unendlich vielen Schlössern. Auch Kulinariker lieben die Region. Das liegt, neben dem Wein, vor allem an zwei Delikatessen: den berühmten Périgord-Trüffel und Fois-Gras, welches auch von hier kommt.
SCHLÖSSER, BURGEN, HERRENHÄUSER IM PÉRIGORD
Die vielen Schlösser in der Dordogne haben der Region auch den Beinamen «Land der 1000 Schlösser» eingebracht. Dieses Kulturerbe, um das Reisende kaum herumkommen, sind immer wieder auf ein Neues erstaunlich und sehenswert. kann man schon in wenigen Wochen wunderbar entdecken. Der Grund für so viele wehrhafte Bauwerke ist schnell erklärt: die Dordogne war im Mittelalter der Grenzfluss zwischen Frankreich und England. Der 100-jährige Krieg und die Religionskriege fanden hier statt. Befestigte Dörfer, sogenannte Bastides und wehrhafte Städte finden sich zwischen den Burgen überall. Hier findet sich Altes, Neues, Kulinarisches und Romantisches französisch leicht zusammen.
Wir haben einige faszinierende Bauwerke besucht.
Das Château de Castelnaud
Vom auf einem Felsvorsprung errichteten Schloss Castelnaud aus erwartet den Besucher ein herrliches Panorama über das Tal der Dordogne. Während des 12. Jahrhundert gegründet ist es ein perfektes Beispiel einer mittelalterlichen Festung.
Heute beherbergt sie eine bedeutende Sammlung von Waffen und Rüstungen. Auf der Bastion sind die mächtigsten Belagerungsmaschinen des Mittelalters in Angriffsposition nachgebildet.
Gegenüber, besser in Sichtweite liegt nicht umsonst ein anderes, noch mächtiger erscheinendes Bauwerk:
Das Château de Beynac
Die Burg von Beynac ist eines der besterhaltenen Befestigungsbauwerke in der Dordogne. Ende des 12. Jahrhunderts war sie fertig und wurde sogleich von König Richard I Löwenherz übernommen. Sie wechselte einige Male den Besitzer, war mal französisch, mal englisch und ging schliesslich Mitte des 14. Jahrhunderts endgültig an Frankreich. Insbesondere war Beynac zusammen mit den umliegenden Burgen und besonders gegen Castelnaud in permanenter Auseinandersetzung.
Ein weiteres Schloss, das in der Nähe liegt und besucht werden muss, ist
das Château des Milandes
Das Schloss Milandes war das Heim von Josephine Baker und wurde so weltweit bekannt.
Es war bis zur Französischen Revolution unangefochten die Residenz der Familie Caumont. Das ganze 16. Jahrhundert über war es bewohnt. Der Übertritt der Familie zum Protestantismus machte jedoch die friedliche Harmonie des «Dornröschen-Schloss» zunichte.
Dann änderte die Französische Revolution wieder einmal alles: Die Pracht der Caumonts verging, das Château wurde verlassen; im 19. Jahrhundert verkauft, ohne dass die neuen Besitzer wirklich Interesse an dem Gebäude zeigten. Es verfiel und wurde letztendlich wieder aufgegeben.
Frau Baker erweckte das Anwesen schliesslich zusammen mit ihrer Familie zu neuem Leben und heute lassen sich die Räumlichkeiten und die Gärten besichtigen und geben den Rahmen für einen schönen Ausflug zu einem Ort, der alles verkörpert: Gräflicher Wohnsitz, gesellschaftlicher Abstieg und Verfall, sowie Glamour, und auch Familienleben, wie wir es kennen. Die Aktivitäten von Josephine Baker neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin, als Mutter und Widerstandskämpferin gegen Nazi-Deutschland nötigen dem Besucher Respekt ab, zumal diese Seiten für die meisten – deutschen – Besucher eher neu sind.
Das Château de Commarque
ist eine auf einem Hügel gelegene Burg auf einem Felsen in der hügeligen Landschaft der Beune, einem Nebenfluss der Vézère. Auch wenn diese Burg nur noch teilweise erhalten ist, stellt sie den reizvollen, thematischen Übergang zu den vielen Höhlen („Cluzeaux“) hier in der Gegend dar.
Cluzeaux sind spezifische Formen von Höhlenunterkünften, bei denen der Schutzgedanke an erster Stelle steht. Ab dem 9. Jahrhundert wurden diese natürlichen, hochgelegenen Höhlen von Menschen bearbeitet, um sichere Zufluchtsorte zu werden, in denen sich die Dorfbewohner mit ihrem Vieh als Nahrungs- und Wärmequelle niederlassen konnten, um sich vor den zahlreichen normannischen Invasionen, Plünderern und Räubern zu verstecken und zu schützen.
Leben im Felsen
Unser Campingplatz liegt mitten in prähistorischem Gebiet. In eBike-Reichweite liegt das Dorf von Madeleine, das auf über 17.000 Jahre Geschichte zurückblickt. Die vorhandenen Höhlen wurden weiter ausgebaut, man kann heute noch Wohnstäten und eine gotische Kapelle aus dem 14. Jahrhundert finden und besichtigen. Sein Platz hoch oben über der Vézère war für Angreifer praktisch uneinnehmbar.
Auf halbem Weg zwischen La Madeleine und unserem Campingplatz liegt der Felsen von St. Christophe. Wie ein rund 300 Meter langer Schnitt in den Felsen erstreckt sich diese Höhlenformation, die bis weit ins Mittelalter genutzt wurde und wo Häuser und Befestigungsanlagen hineingebaut wurden. Besonders beeindurckend sind die Nachbildungen der Baumaschinen aus dieser Zeit.
In die andere Richtung vom Campingplatz aus geht es nach Lascaux. Die Höhle wurde am 12. September 1940 entdeckt, deren Wandmalereien, die zwischen 17000 und 15000 v.Chr. entstanden, eine Sensation waren und bis heute geblieben sind.
1948 wurde die Höhle für die Öffentlichkeit freigegeben, was sich als problematisch herausstellte, denn die Atemluft von rund 1.200 Besuchern täglich beschädigte die Werke beträchtlich.
Heute ist Lascaux IV ein Museum, in dem die Höhle als Replika naturgetreu nachgebildet wurde, die Temperatur wie im Original auf 14°C gehalten wird und die Farben und das Licht ebenfalls wie in der ursprünglichen Höhle gehalten sind.
STÄDTE IM PÉRIGORD
Die Städte im Périgord, Périgueux, Bergerac und Sarlat-la Canéda, sind alle einen längeren Aufenthalt wert.
Périgueux ist das Verwaltungszentrum und hat sich eine schöne Altstadt mit einer atemberaubenden Kathedrale erhalten. Und neben viel Kultur gibt es (für die Geldbörse) gefährliche Geschäfte und Restaurants, die einen Teutonen träumen lassen. Die Stadt liegt am Nebenfluss der Dordogne, der L’Isle und blickt auf mehr 2.000 Jahre Geschichte zurück, denn die ist eine römische Gründung. Im Musée Gallo-romain Vesunna lassen sich die Reste von Häusern aus dieser Zeit anschauen und die vor so langer Zeit schon funktionierende Haustechnik bestaunen.
Bergerac liegt an der Dordogne und ist Namensgeber von Cyrano de Bergerac aus der Komödie von Edmond Rostand, die in Frankreich eines der am häufigsten gespielten Stücke ist. Auch wenn er nur eine literarische Figur ist, trifft man Cyrano in der Altstadt auf Schritt und Tritt, während man die mittelalterlichen Häuser bewundert und eines der nächsten Restaurants ansteuert.
Am Quay Cyrano findet man die Tourist-Information und gegenüber, direkt am Flussufer den Steg für den Einstieg in eine Gabarre , einem alten Flusschiffstyp, mit dem früher Waren auf dem Fluss transportiert wurden – die Grundlage für eine florierende Wirtschaft.
Ein bemerkenswertes Highlight ist das Tabakmuseum, das das Thema dieser Pflanze, die übrigens immer noch in der Region angebaut wird, auf eine internationale kulturelle Ebene bringt.
Sarlat-la Canéda ist die dritte Stadt, die besucht werden muss, denn das heutige tägliche Leben spielt sich in mittelalterlichen Mauern ab. Schmale Gassen, eine – ehemalige – Kirche, die heute den Wochenmarkt beherbergt, nachdem sie in der Französischen Revolution zur Munitionsfabrik mutierte.
Ein Denkmal mit drei Gänsen erinnert daran, dass sie – und keine Hunde – früher aufpassten, dass keine ungebetenen Gäste in die Stadt hineinkamen. Sie waren nicht nur laut, sondern sollen auch ziemlich rigoros gewesen sein, denn auch ein gezielter Biss einer Gans hinterlässt seine Spuren.
Sarlat bei Nacht ist ein erwähnenswertes Thema, denn in der Stadt gibt es seit Jahrhunderten Gaslicht als Strassenbeleuchtung, die Gassen und Plätze zu romantischen Orten verwandeln.
REISEN IN’S PÉRIGORD
Wirklich weit weg von der deutschen Grenze ist diese Region nicht. Je nach Ausgangspunkt fährt man durch die Schweiz über Bern und Genf, um dann bei Lyon in Richtung Westen und Clermont-Ferrand abzubiegen. Oder man entscheidet sich für die Route durch Luxembourg, über Metz und Dijon, um dann von Norden her Clermont-Ferrand zu erreichen. Von dort aus folgt man der Autobahn A89 und fährt ab, je nachdem, wo der – vorzugsweise – gebuchte Campingplatz liegt.
SCHLAFEN IM PÉRIGORD
Es gibt viele Campingplätze in dieser Region, die die ganze Bandbreite abdecken, von „was denken die sich eigentlich?“ bis „Wow!“
Ins Blaue hinein hierher zu fahren halten wir für mutig, gleichgültig, ob in der Vor-, Haupt- oder Nachsaison. Eine gute Recherche im Internet und ein kurzer Anruf, bevor gebucht wird, zahlt sich in der Regel aus.
CAMPING & KULINARIK IM PÉRIGORD
Die Wegstrecke zu unserem Campingplatz, der ungefähr 20 Minuten mit dem Auto von Sarlat-la-Canéda entfernt liegt, sind ziemlich genau 1.000 km – also mit einer Unterbrechung auf dem Rastplatz neben der Autobahn, wo möglichst viele LKW stehen. Da ist es einigermassen sicher.
In unserem Kühlschrank befinden sich nur die Restanten aus dem Kühlschrank daheim, denn wir beginnen unsere Reise so, dass wir am Sonntag zwischen 14 und 15 Uhr am Ziel eintreffen. Der Grund ist einfach: Wir sparen Gewicht während der Fahrt, können stressfrei aufbauen und dann am Abend gemütlich ins Restaurant auf dem Campingplatz gehen – denn in den umliegenden Ortschaften sind die Restaurants, wie auch im Rest von Frankreich, üblicherweise am Sonntagabend geschlossen.
Am Montag früh werden dann die Besorgungen im nahe gelegenen Supermarkt erledigt, ab Nachmittag wäre frei … im Urlaubsmodus.
Für die Kulinarik unter der eigenen Markise haben sich Supermärkte oder auch Wochenmärkte, die von den Einheimischen immer gut frequentiert werden, als die Quellen ergeben, wo es frische, regionale Ware gibt, mit der viel gezaubert werden kann – wenn man’s kann.
Beim Wein sind wir sehr vorsichtig geworden, nachdem wir im Supermarkt nach allen Regeln der Kunst „daneben“ gegriffen hatten. Es empfiehlt sich dafür auf jeden Fall einen Winzer zu besuchen und dort eine Weinverkostung zu geniessen. Im Périgord pourpre, der Region, die um Bergerac beginnt und sich nach Westen in Richtung Bordeaux fortsetzt, findet sich die Weingegend. Tipps und auch eine Weinpräsentation bekommt man im Office du Tourisme in Bergerac, am Quay Salvette, direkt am Ufer der Dordogne.
Für den Restaurantbesuch Empfehlungen auszusprechen, würde diesen Beitrag sprengen. Ist man mit mehr als zwei Leuten unterwegs, sollte vorher für eine Platzreservierung angerufen werden. Zwei unangemeldete Gäste „quetscht“ ein französischer Gastronom dieser Region nach unserer Erfahrung eigentlich immer irgendwo dazwischen. Die Auswahl ist fast unendlich, geschmeckt hat es uns überall, ein Blick auf die Preise auf den ausgehängten Speisekarten erleichtert manchmal die Qual der Wahl.
EIN PAAR FEINE UNTERSCHIEDE ZUM AUTOVERKEHR IN DEUTSCHLAND
Grundsätzlich sind die französischen Verkehrsregeln den deutschen sehr ähnlich. Anders als bei uns wird bei der Einfahrt in einen Kreisverkehr links geblinkt, was sich nach einer Weile als durchaus hilfreich herausstellt, und dann wieder rechts, wenn man den Kreisverkehr verlässt.
In Städten lassen sich die Fahrkünste der motorisierten Zweiradfahrer bewundern: Egal, wie eng es ist, sie passen immer noch zwischen zwei Autos hindurch. Der regelmässige Blick in die eigenen Rückspiegel links und rechts ist also sehr empfehlenswert.
Geschwindigkeitsbeschränkungen sollten ernst genommen werden. Eine Kurve, vor der ein Schild steht, das die Geschwindigkeit auf 50 km/h beschränkt, lässt sich nur selten mit 60 oder 65 km/h durchqueren.
Weitere Infos zur Urlaubsregion gibt es hier: https://tips-4-trips.de/contents/stadt-land-fluss/nouvelle-aquitaine/dordogne-perigord/dordogne-perigord.html